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Auf den ersten Blick könnte man denken, dass nur die süchtige Person den richtigen Umgang mit ihrem Problem finden muss. Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit der Thematik erkennt man aber schnell, dass Partner, Familie und Freunde oftmals in die Sache involviert sind. Es ist keine Seltenheit, dass eine Frau den Alkoholismus ihres Gatten vor anderen verheimlicht, Vater und Mutter die Drogen ihres Sohnes finanzieren und ein Mann die vielen Einkäufe seiner Freundin deckt und behauptet, dass das meiste Geld für die Artikel in Wirklichkeit er ausgegeben hat. In solchen Fällen spricht man in Bezug auf die indirekt beteiligten Personen von einer Co-Abhängigkeit.
Du kannst im Internet einen Test machen, der dir verrät, ob bei dir eine Co-Abhängigkeit vorliegt. Neben diesem Selbsttest kannst du dich über das Thema ausführlich informieren und abwägen, welche der Kriterien auf dich zutreffen. Eine weitere Option ist der Besuch einer Selbsthilfegruppe zum Thema.
Ein Co-Abhängiger gibt sich oftmals als Beschützer seines Partners aus. Co-Abhängige empfinden eine starke Scham und versuchen aus diesem Grund, das Dilemma der Süchtigen zu verbergen, indem sie Unbeteiligten nichts davon erzählen oder die Tatsachen herunterspielen. Ausserdem entschuldigen sie die Süchte ihrer Angehörigen mit unterschiedlichen Begründungen wie Stress, Mangel an Liebe in der Kindheit und anderen Argumenten. Wenn sich im Laufe der Zeit nichts ändert und sie den Angehörigen nicht dazu bringen können, sich in Behandlung zu begeben, versuchen sie es oft mit Kontrolle. Auch diese Strategie ist normalerweise wirkungslos. Sie sorgt eher dafür, dass der Erkrankte sich in der Beziehung immer stärker widersetzt. Schlimmstenfalls folgt ein Teufelskreis mit nicht eingehaltenen Versprechungen, Anschuldigungen und Vorwürfen.
Eine Co-Abhängigkeit verläuft in zahlreichen Fällen in drei Phasen:
Der Co-Abhängige kümmert sich oft um den Kranken, um sich nicht mit Schwierigkeiten in seinem eigenen Leben beschäftigen zu müssen. In psychoanalytischer Hinsicht bezeichnet man co-abhängiges Verhalten als Vermeidung eigener Gefühle, die eventuell Angst auslösen könnten. Ein klassisches Beispiel für diese Vermeidungsstrategie ist das Helfersyndrom. Der Co-Abhängige macht den Kranken zu seinem Lebensmittelpunkt. Im Gegenzug bekommt er viel Anerkennung in seinem Umfeld. Der Preis kann allerdings hoch sein: Manche Co-Abhängige finanzieren die Alkoholabhängigkeit eines Liebespartners und kommen dadurch selbst in finanzielle Schwierigkeiten. Leidtragende sind oftmals Kinder, wenn ihre Eltern ihnen nicht die erwünschte Zuneigung geben und wegen ihrer finanziellen Sorgen manche Wünsche nicht erfüllen können.
Bei der Mehrheit der Co-Abhängigen handelt es sich um Frauen. Die Mehrzahl der abhängigen Personen hingegen sind Männer. Ein weiterer Aspekt, der Co-Abhängigkeit stützt, ist ein falsch verstandenes Rollenbild von Mann und Frau, in dem Selbstaufopferung und die Sorge um den Zusammenhalt einer Beziehung immer noch zu den Aufgaben der Frau gehört. Viele Frauen fühlen sich schuldig, wenn sie ihre süchtigen Männer verlassen. Das liegt auch daran, dass es auch heute noch gesellschaftlich verpönt ist, als Frau den eigenen Ehemann „im Stich zu lassen“. Auf der anderen Seite erhalten Männer mit suchtkranken Ehefrauen in der Regel Mitleid.
Die wirksamste Behandlung, um eine Co-Abhängigkeit aufzulösen, ist eine Therapie. Es ist wichtig, dass der Co-Abhängige zu sich selbst zurückfindet. Damit es ihm gelingt, ist zunächst eine gewisse Einsicht notwendig. Er sollte erkennen, dass es sich auch in seinem Fall um eine Krankheit handelt, die eine Behandlung erfordert. Wichtig ist, dass der Co-Abhängige sich selbst spürt und seine Bedürfnisse wahrnimmt. Er soll sich bewusst werden, dass Schuldgefühle nicht angebracht sind und in die Lage versetzt werden, eine gesunde Distanz zum Konflikt des Abhängigen aufzubauen. Je stärker er sich aus dieser Situation löst, umso geringer das Ohnmachtsgefühl, das er in Gegenwart des Gegenübers verspürt. Im Idealfall beginnt der Co-Abhängige, wieder mehr auf seine Gesundheit zu achten und sein Leben wieder in den Griff zu bekommen.
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